In einem Blogpost, den ich noch während meiner Reise geschrieben habe, erwähnte ich ja bereits, dass der Start in diese Fotoreise alles andere als optimal gewesen war. Ich hatte einiges auf dem Plan, Küsten, die ich erkunden und fotografieren wollte. Von den insgesamt drei ganzen Tagen war ich nur knapp zwei Tage unterwegs. Eine Grippe erwischte mich erneut und ich musste einige Locations leider streichen. Trotz dieses herben Rückschlags fand ich mich zuhause dann doch mit einer ganz passablen Ausbeute wieder. Noch während der Reise und auch auf der Heimreise war ich eher enttäuscht und dachte, dass ich kein einziges gutes Bild in der Tasche habe. Gott sei Dank hat sich diese Angst nicht bestätigt.

Ich lud die Bilder zuhause auf meine Festplatten und erst dann begann ich, diese genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich fand ein, zwei, dann drei Bilder, die wirklich gut waren. Nach und nach, mit jedem Tag, fielen mir immer mehr Bilder auf, die ich für gar nicht mal so schlecht empfand. Natürlich kam ich nicht drumherum, den anderen Locations nachzutrauern – so spektakuläre Plätze wären noch übrig geblieben oder bereits besuchte Plätze bei besserem Licht zu fotografieren.
Das Highlight war in Cornwall definitiv Porth Nanven. Der Wetterbericht lag komplett falsch, und mein Plan sah eigentlich vor, Porth Nanven erst gegen Abend zu besuchen und unter der eigentlich vorausgesagten Wolkendecke das kleine Fischerdorf Mousehole zu erkunden. Zunächst war ich verärgert, da ich nach einer Planänderung dann doch morgens, leider sehr spät, zu dieser Küste fuhr, um das gute und herrliche Licht noch zu nutzen. Aber ich sollte am Abend dann doch noch dankbar für diese Planänderung sein.
Das Licht war für 10:00 Uhr morgens noch sehr gut, die Sonne verbarg sich etwas hinter Schleierwolken und den Hügeln, sodass der Küstenabschnitt im Schatten lag. Perfekt zum Fotografieren!
Porth Nanven
Was kann ich über Porth Nanven sagen? Nur eines: Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, und obwohl ich mit wundervollen Bildern nach Hause kam, habe ich das Gefühl, diesem Ort nicht gerecht geworden zu sein. Das ist das Los einer weit entfernten Location: Man hat einfach nicht genügend Zeit, um sie öfter und unter verschiedenen Situationen zu besuchen. Und natürlich – wenn man dann auch noch krankheitsbedingt ausfällt – ist das auch nicht gerade förderlich.

Ich fühlte mich wie ein kleines Kind zu Weihnachten. Die abstrakte Küstenlandschaft mit ihren runden Steinen, abstrakten, zerklüfteten Felsen und natürlich die Wellenbrecher, die das Meer gegen die Küste trieben, waren einfach fantastisch zu fotografieren und zu erleben. Fotografiert man Monate oder sogar jahrelang dasselbe Motiv, dieselbe Gegend und dasselbe Thema, fängt es an, langweilig zu werden, man ist weniger motiviert, weniger kreativ, man lässt nach. Aber an solchen Plätzen kommen Motivation, Neugier und Kreativität wieder zurück. Man kann sagen, man entdeckt die Fotografie neu.
Aber wieder zurück zu Porth Nanven. Ich besuchte diese Küste morgens und abends, und hier kommt Gott sei Dank die Planänderung ins Spiel. Hätte ich diese Küste wie geplant erst am Abend besucht, wären mir viele Details und Felsen verborgen geblieben. Am Abend kam die Flut und verhüllte all die herrlichen Steine und Felsen, die am Morgen meine Hauptmotive ausgemacht hatten. Morgens herrschte Ebbe – perfekt und sehr zu empfehlen, wenn man eine Fülle an Motiven finden möchte. Als Erstes konzentrierte ich mich auf die runden Felsen, obwohl „konzentrieren“ hier wohl übertrieben ist: Hektisch und überwältigt richtete ich die Kamera auf alles, was mir ins Auge sprang und interessant aussah. Dieses Vorgehen ist nicht gerade förderlich, um wirklich gute Bilder zu bekommen, aber ich merkte schnell, ich muss diesem Drang nachgeben, um dieses „Fear of Missing Out“-Gefühl loszuwerden – die Angst, das Licht zu verlieren, nicht genügend Zeit zu haben, um alles aufzusaugen und wegzufotografieren.

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, konnte mein fotografisches Gehirn wieder einigermaßen normal arbeiten, und ich konnte mich der Motivsuche wieder etwas mehr widmen. Komischerweise sollten die Bilder, die in Panik und Überfreude entstanden sind, meine Lieblingsbilder sein – zumindest von diesem Morgen.
Ich war nicht lange alleine, denn es gesellten sich weitere Fotografen zu mir. Es war kein großes Problem, und mit ein bisschen Rücksicht war keiner dem anderen im Bild.
Ich versuchte noch, interessante Blickwinkel zwischen den Steinen zu finden, gab dies aber bald auf, da die Sonne beziehungsweise das Licht zu stark wurde und der Kontrast zu hoch. Deswegen konzentrierte ich mich dann auf die Wellenbrecher: zunächst mit einer sehr schnellen Belichtungszeit, um die Bewegung einzufrieren, und danach mit längeren Belichtungszeiten, um etwas abstraktere Bilder zu bekommen. Leider gab es hier zwei Probleme. Problem Nummer eins: Bei einer längeren Belichtungszeit verschwand der Wellenbrecher vom Bild, da er sich mit dem blauen Hintergrund nicht genug abhob. Etwas kürzere Belichtungszeiten waren leider genauso erfolglos, weil da Problem Nummer zwei zum Tragen kam – der Wind! Ich unterschätzte die Kraft des Windes, der am Objektiv rüttelte, und so wurden alle Bilder mit etwas längerer Belichtungszeit total verschwommen. Tja, auch einem erfahrenen Naturfotografen können solche Fehler unterlaufen.
Die Flut am Abend
Während des Tages besuchte ich dann Mousehole und eine Küste namens Nanjizal Bay, eine ebenfalls spektakuläre Location, die ich für den nächsten Tag geplant hatte und zuvor erkundete. Am Abend ging es wieder nach Porth Nanven zurück, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Ich hatte schon Bildkompositionen im Kopf, die leider meine Unkenntnis von Ebbe und Flut zunichtemachten. Am Abend herrschte nämlich Flut – und zwar so richtig. All die schönen Felsformationen, besonders dieser eine alleinstehende, hochragende Felsen, den ich gerne in der Komposition gehabt hätte, waren nicht mehr zu sehen. Die Wellen kamen teilweise sehr weit hoch, und auf den rutschigen Felsen beschloss ich, einen sicheren Abstand zu halten, um mich und meine Ausrüstung zu schützen.

Ich bin kein großer Gegenlichtfotograf; die Sonnenflecken und nicht ganz sauberen Linsen erzeugen mir zu viele Lichtbrechungen, die am Bild nicht wirklich gut aussehen. Aber die Sonne ging nun mal am Meer unter, und natürlich wollte ich so ein Bild bekommen: die Wellen, die an der Küste auftreffen, während die Sonne ihre Strahlen über das Wasser Richtung Horizont sendet. Es war eine Herausforderung, gegen die Gischt anzukämpfen. Ständiges Reinigen der Frontlinse war nötig, um nicht zu viele Wassertropfen und somit Lichtbrechungen auf dem Bild zu bekommen. Es gelang mir nicht wirklich, ein Bild klar und ohne Bildfehler zu bekommen. Hier kam dann die KI von Adobe zum Einsatz, die mir die gröbsten Flecken entfernte.
Der Sonnenuntergang war herrlich und kalt. Ich spürte bald meine Finger nicht mehr; trotz Handschuhen ließ die kalte, feuchte Luft die gefühlte Temperatur rasch sinken, und ich war froh, als das letzte Licht verschwand und ich die letzten Bilder im Kasten hatte.
Ich fuhr ins Hotel zurück, und nach einer heißen Dusche verschwand ich im Bett.


























Wunderschöne Fotos!!