Nun hab ich ihn, nach knapp einen halben Jahr habe ich meinen Sonnenaufgang bei dem kleinen See im Nationalpark Gesäuse bekommen. Im Frühjahr war ich intensiv im Nationalpark unterwegs und habe mir viele neue Plätze für Sonnenaufgang und Sonnenuntergang gesucht. Darunter war auch dieser Platz, ein kleiner See beim Wehr Hieflau. Es dürfte sich wohl um einen künstlichen See handeln, worin sich aber wunderschön ein Berg spiegelt. Es ist jetzt nicht unbedingt ein recht spektakulärer Platz aber ich wollte ihn. Es hiess also wieder früh aufstehen, aber dank des bevorstehenden Herbstes hat es die Sonne zurzeit auch nicht so eilig über dem Horizont aufzutauchen und man hat morgens doch noch etwas mehr Zeit. Sonnenaufgang war um 6:38 Uhr, also habe ich mich um 5:00 Uhr auf den Weg gemacht. Ich war rechtzeitig vor Ort und genoss noch etwas die Ruhe als beim Staubecken Arbeiter ihren Dient antraten. Die Sonne zierte sich zunächst aber schließlich begann der Berggipfel allmählich rosa zu glühen. Von diesen Spektakel kann ich einfach nie genug bekommen. Es ist immer wieder ein Erlebnis für sich, speziell hier im Gesäusetal. Bei Sonnenaufgang fällt die Sonne, wie berechnet, durch das Tal und erleuchtet alle Berge auf ihren Weg durch das Gesäustal. Das perfekte Wetter für einen Naturfotografen gibt es ja bekanntlich nicht und so wünschte ich mir an diesem Morgen doch ein paar Wolken mehr. Das einzige was das Sonnenlicht einfing und reflektierte, war der Berg. Keine, oder fast keine Wolke war am Himmel zu sehen was das Licht hätte einfangen können. So mangelte es an einem Farbreichen Himmel den Wolken im Morgenlicht kreieren.
Als das beste vorbei war, begab ich mich zum Nationalpark Pavillion, genauer gesagt zur kleinen Kirche auf dem Hügel. Der Admonter Reichenstein war in ein herrliches Licht getaucht und kleine Nebelschwaden zogen durch das Tal. Von diesem Platz hat man eine schöne Aussicht auf den Reichenstein. Danach erkundete ich noch verschiedene Plätze entlang des Gesäusetales. Zu meiner Überraschung war das Motiv des Tages nicht der Sonnenaufgang sondern die Enns im Gegenlicht. Ich fuhr über die Brücke bei Gstatterboden als mir dieses atemberaubende Gegenlicht auffiel. Ich blieb beim Parkplatz stehen und marschierte mit Kamera und Stativ auf die Brücke um diese herrliche Stimmung einzufangen. Gegenlichtaufnahmen sind etwas kniffelig. Man darf hier nicht auf das Histogram vertrauen sondern seinem Gefühl. Das Bild lebt von dem hohen Kontrastunterschied zwischen Hell und Dunkel. Es gibt Bereiche im Bild die völlig im Dunkeln liegen, keine Details sind zu erkennen. Aber gerade das machen solche Bilder aus, das mystische, unbekannte und es ist einfach eine tolle Stimmung. Für mich verkörpert keine andere Lichtsituation besser einen herrlichen und warmen Morgen. Das dieses Motiv den Sonnenaufgang toppen würde wusste ich erst als ich die Bilder zuhause auf dem großen Bildschirm betrachtete. Hier erkannte ich erst das große Potential der Bilder.
Nach einer Stärkung in Admont ging es wieder los. Ich wollte mich auf die Suche nach neuen Plätzen machen und so fuhr ich Richtung Kaiserau, wo ich für diesen Tag auch einen Platz für den Sonnenuntergang gefunden habe. Auf dem Plateau Kaiserau beim Hochwasserbecken, hatte ich auf einer Wiese eine schöne Aussicht auf den Admonter Kalbling und Admonter Reichenstein. Es war nicht ganz so wie ich es gerne für einen Sonnenuntergang gewollt hätte. Es war schwierig das Gebirge vernünftig in einen Rahmen zu bringen. Zuviele Objekte störten die Aussicht. Die Linien, die die Wälder bildeten, wirkten eher unharmonsch im Bild da ich sie nicht richtig positionieren konnte. Unterhalb, auf einer Wiese am Fusse des Gebirges, war ein riesiges Solarfeld angelegt worden. Somit musste ich den Vordergrund beschneiden, was der gesamten Bildkomposition eher schadete. Ich hatte noch zwei andere Plätze für dieses Motiv aber auch diese waren nicht das gelbe vom Ei. Ich musste mich entscheiden und im Nachhinein hätte ich mich wohl besser für einen der anderen Plätze entschieden. Der Sonnenuntergang auf den Bergen war relativ verhalten, kein Alpenglühen wollte so recht entstehen, man bekam höchstens eine Ahnung von einem Glühen. Die Sonne versteckte sich zu schnell hinter den Wolken als dass sie die Kraft gehabt hätte ein anständiges Glühen zu kreieren. Ich wollte schon wieder meine Kamera einpacken als ich mich umdrehte um meinen Rucksack zu schnappen. Da erschrak ich fast, ein Wolkenverhangener Himmel, durchleuchtet von der untergehenden Sonne. Ich schnappte das Stativ und Rucksack und rannte auf die Wiese hinaus um einen besseren Blick zu ergattern. Wundervolle Farbenspiele von warm bis kalt, orange und blau. Mit dem Wald als Silhouette im Vordergrund gelangen mir doch noch schöne Aufnahmen vom Sonnenuntergang. Manchmal ist man zu sehr auf etwas fixiert, sucht immer großartige, monumentale Szenen. Diese einfachen Hügel, gepaart mit dem atemberaubenden Himmel, ergaben ein traumhaftes Motiv.
An diesem Tag war ich auch unterwegs um einen geeigneten Platz für den Vollmond zu suchen. Ich wollte ihn zu einer Zeit erwischen wo die Sonne noch die Umgebung erleuchtet, denn nur dann erhält man den Mond mit seiner Struktur und seiner herrlichen orangenen Farbe. Vielleicht lag es an meiner Tagesverfassung aber auch hier wollte mir kein Plätzchen so richtig passen. Ich entschied mich für einen Platz in Weng mit Blick auf den Gesäuseeingang. Ich war bereits Hundemüde und ich wollte mich eigentlich auf den Weg nachhause begeben. Der Sonnenuntergang war vorbei und ich packte meine Ausrüstung zusammen. Als ich in Weng den Vollmond, naja, fast Vollmond, über dem Gebirge hell leuchten sah. Er schien so verlockend das ich Halt machte und meine Kamera nochmal aufbaute. Ich fotografierte an meinem vorher gefundenen Platz aber ich entschied mich trotzdem noch bis zur alten Brücke vor zu fahren um zu sehen was dort noch so machbar wäre. Einige schöne Momente konnte ich so noch einfangen.
Wenn man in finsterer Nacht, einsam und allein auf einer Brücke steht, rundherum alles schwarz, kann einem der Verstand schon mal einen Streich spielen. Vorweg, ich wusste was es war, aber der Verstand sendet trotzdem irritierende Signale. Schon vorher hörte ich in weiter Entfernung Geräusche, ich dachte zunächst an Kühe. Auf der Brücke kamen diese Geräusche, dieses Brüllen immer näher. Es waren Hirsche mitten in ihrer Brunft. Auf der anderen Seite des Tales kam auch regelmäßig die Antwort eines anderen Rivalen.
– aber ich kann schwören, in dieser Nacht hörte es sich wie das Gebrüll eines Löwen an –
Hallo Jürgen. Wundervoll das Licht in deinen Bildern. Besonders gefällt mir Nr. 3. Normalerweise liebe ich Sonnensterne. Aber dieses diffuse Licht ist einfach himmlisch. Wunderschön wie die Strahlen der Sonne durch die Baumwipfel streichen. Die Steine im Wasser leuchten golden, und die Schattierungen der einzelnen Baumgruppen ist herrlich. Kann mich gar nicht genug schauen. Zu Nr. 6. Tolle Bildkomposition, Aber die Farben von leuchtend orange der Wolken übergehend in das tiefe Blau des Himmels ist einfach herrlich.
Liebe Grüße
Gabi
Hallo Gabi, danke, es war ein herrlicher Tag damals. Ich habe versucht einen Sonnenstern zu kreieren aber ich glaube durch den Nebel und die Wolken wurde dies etwas verhindert. Das Licht ist schon ein ganz besonderer Künstler und wir Fotografen haben das Privileg es dabei zu fotografieren.
Grüße Jürgen