Als es für das Wochenende Temperaturen bis zu minus 20°C vorhersagte, musste ich einfach etwas unternehmen. Der Winter in den letzten Jahren war ja eher enttäuschend und so hoffte ich auf tief verschneite Wälder und Berge die in einem herrlichen Winterkleid erstrahlen. Wo sollte es also hingehen, ich überlegte einige Optionen blieb aber dann doch wieder bei meinem Lieblingsort hängen, dem Nationalpark Gesäuse. Zum einen kenne ich diesen Nationalpark sehr gut und ich wusste wo ich überall hin möchte und zu zweitens fehlen mir für ein Buchprojekt noch ordentliche Winteraufnahmen.
Insgesamt verbrachte ich zwei volle Tage im winterlichen Nationalpark Gesäuse. Leider spielte am ersten Tag das Wetter nicht so recht mit. Ein stark bedeckter Himmel der die Landschaft in ein sattes Grau hüllte. Ich fuhr meine Lieblingspunkte ab und versuchte irgendetwas brauchbares zu finden aber das richtige WOW Bild war an diesem Tag leider nicht zu bekommen. Zwar bannte ich ein paar nette Impressionen auf die Speicherkarte, aber für mehr reichte es an diesem Tag leider nicht. Am Abend allerdings, entdeckte ich noch einen sehr faszinierenden Anblick. Am Johnsbachweg, ausgehend vom Parkplatz Weidendom, bogen sich die Äste unter der schweren Last des Schnees und versperrten den Weg. Ich kroch auf allen vieren durch dieses Labyrinth aus Ästen. Es machte richtig Spass. Durchgefroren vom kalten Tag machte ich mich wieder auf den Heimweg.
Der nächste Tag versprach um einiges besser zu werden und schon bei der Anfahrt zu meinem Lieblings Sonnenaufgangs Platz sah ich ihn schon förmlich vor mir. Der Admonter Reichenstein in einem dramatischen Licht und Wolken gehüllt und das in einer wundervollen Winterszenerie. Die Wolken verzogen sich aber leider und zum Sonnenaufgang war der Himmel fast wolkenlos. Wieder nichts mit meinem Bild auf das ich schon so lange hoffe. Aber dies trübte die Stimmung keinesfalls. Das Licht im Winter ist anders als im Frühjahr oder Sommer, auch der Herbst vermag es nicht so herrliche und sanfte Pastelltöne hervorzubringen wie der Winter. Die Kälte und der weisse Schnee kreieren eine atemberaubende Atmosphäre, vor allem in den Bergen. Der Sonnenaufgang und speziell die Dämmerung brachten mir einige schöne Bilder an diesem Morgen. Nach dem Sonnenaufgang ging es Richtung Kroisn Alm. Ausgerüstet mit Schneeschuhen wanderte ich durch eine traumhafte Schneelandschaft. Es ist schon lange her das ich mit Schneeschuhen unterwegs war und an diesem Tag waren sie eindeutig von Nöten. Tiefer Schnee, teilweise bis über die Knie ließen mein Herz höher schlagen. Ich liebe den Winter.
Wenn auch die Winterlandschaft herrlich war konnte ich kein Motiv in diesem Winterwald finden. Es war schön aber ich fand nicht den richtigen Ausschnitt. Die Bäume standen für meinen Geschmack einfach nicht richtig. Aber was für ein Foto nicht passte, passte für das Video. Ich filmte wieder kräftig mit bei dieser Tour und in ein paar Tagen ist wieder zu sehen was ich erlebt habe. Als ich wieder bei meinem Auto ankam fuhr ich nach Admont um mir eine köstliche Pizza zu genehmigen und um etwas auszuruhen bevor es wieder auf Motivsuche ging. Am späten Nachmittag ging es die Straße nach Johnsbach entlang. Im Sommer habe ich hier ein paar schöne Plätze entdeckt und ich wollte wissen wie sie im Winter wohl wirken.
Es ging, dem Johnbach entlang, auf Erkundungstour. Ich kannte das Gebiet und ich wusste das ich zu den Motiven die ich entdeckte nicht näher ran konnte. Der Schnee bedeckte einen großen Teil des Flusses und ein Versuch näher ran zu kommen brach ich durch das Eis und ich stand im Fluss. Ich begnügte mich also mit dem was möglich war. Der Himmel zog sich im Laufe des Nachmittags immer weiter zu und der erhoffte Sonnenuntergang mit den begehrten Alpenglühen blieb aus. Zunächst enttäuscht ergaben sich aber unter diesen Lichtbedingungen andere interessante Möglichkeiten. Ich konzentrierte mich auf Detailaufnahmen der Landschaft. Die kühle blaue Stimmung fing langsam an mir zu gefallen und ich experimentierte mit verschiedenen Perspektiven und Ausschnitten. Durch den bedeckten Himmel stiegen auch die Temperaturen, von -15°C auf -8°C. Ich merkte es vor allem weil ich nicht mehr fror während ich fotografierte. Als sich allmählich die Dunkelheit über die Landscahft legte und immer mehr Objekte im Sucher verschwanden, kehrte ich zu meinem Wagen zurück und fuhr zufrieden mit mir selbst nach Hause.
Ich hoffe das ich noch ein paar solche Wochenenden in Österreich erleben darf bevor sich das weisse Gold wieder verabschiedet.